Der historische Hintergrund
Die Gemarkung Weisbach befindet sich laut Grenzbeschreibungen von 1071-1074 im Gebiet Orlagau, wobei es sich um eine von Sprachwissenschaftlern benutzte slawische Landschaftsbezeichnung im Ostthüringischen handelt, die von 1002-1179 erwähnt wird.
Von Heinrich II. bekam der Pfalzgraf Ehrenfried (Ezzo) von Lothringen den Orlagau vor 1014 als freien Besitz, der ihn wiederum an seine Tochter Richeza, die ehemalige Königin von Polen, vererbte. Im Jahre 1056 kam das Gebiet von ihr an das Erzstift Köln, das als Initiator der deutschen Kolonisation des Orlagaues gilt. 1071 wurde durch Erzbischof Anno II. von Köln das Saalfelder Benediktinerkloster gegründet. Diesem wird ein großer Teil der Rodungen des nördlichen Frankenwaldes zugeschrieben, wobei aber nicht klar ist, ob auch das Gebiet um Weisbach dazu gehörte.
Um diese Zeit waren hier vorwiegend slawische Siedler beheimatet, die sich in siedelfreundlichen Gebieten, wie in Tälern oder im Waldland ausgebildeten Siedlungshorsten, niedergelassen hatten. Im 11./12. Jahrhundert kam es im Zuge der deutschen Landnahme unter Herausbildung von Rodungsherrschaften zur Anlage planmäßiger Orts- und Flurformen, wie z. B. Angerdörfern mit Gelängshufenflur. Auch Weisbach zeigt den Charakter eines solchen Angerdorfes.
Für die Schaffung eines ausgedehnten Reichsterritoriums durch Kaiser Barbarossa wurden ab der Mitte des 12. Jahrhunderts Reichsministeriale eingesetzt, die an strategisch und wirtschaftlich wichtigen Punkten Burgen anlegten. Die Burgen hatten also neben der militärischen Bedeutung auch wirtschaftliche und verwaltungstechnische Aufgaben. Zwischen 1169-80 tauschten die Staufer (Kaiser Barbarossa) das betroffene Gebiet vom Erzbistum Köln zurück. Im Thronstreit zwischen Philipp von Schwaben und Otto IV. kamen große Teile des Orlagaus an die Landgrafen von Thüringen und danach an die Grafen von Schwarzburg.
Durch die Einbuße der Macht des Königs wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts der Ausbau von fürstlichen Territorialherrschaften gefördert. Da im Bereich des nördlichen Frankenwaldausläufers sowie der nördlich angrenzenden thüringischen Gebiete, außer den Orten Saalfeld und Schleiz, wirtschaftliche und politische Machtfaktoren darstellende Ortschaften mit städtischem Charakter völlig fehlten, kam den Burgen als Zentren der entstehenden Landesherrschaft eine um so größere Bedeutung zu. Zu diesen zählten die in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstandenen Burgen Saalburg, Lobenstein, Burgk, Walsburg und auch die Wysburg. Die Lobdeburger, ein Geschlecht, das ursprünglich aus Mittelfranken stammte und das 1133 im Gebiet um Jena erstmals urkundlich erwähnt wird, haben wahrscheinlich einen Hauptanteil an der Kolonisation und der ersten Herrschaftsbildung im nordöstlichen Frankenwald. So entstand für eine Generation, von 1216 bis 1238, im Gebiet um Saalburg eine lobdeburgisch-saalburgische Seitenlinie. Dieses Geschlecht ist möglicherweise für den Bau der fünf genannten Burganlagen mitverantwortlich. Nach dem Aussterben der Seitenlinie Lobdeburg-Saalburg gelangte das Gebiet vermutlich an benachbarte Feudalgewalten.
Im Zeitraum zwischen der Mitte des 13. Jahrhunderts und dem Beginn des 14. Jahrhunderts kam es immer wieder zu Macht- und Territorialverschiebungen, so dass für die Wysburg in dieser Spanne keine Herrschaft oder Belehnung festgelegt werden kann. Es ist möglich, dass sie dem Erbteil Otto IV. von Lobdeburg-Arnshaugk zugeschlagen wurde, oder es erfolgte eine Angliederung an das westlich angrenzende Schwarzburger Gebiet.
Erst aus dem Jahre 1310 stammt wieder ein urkundlicher Beleg; er weist für die Vögte von Gera ein Herrschaftsgebiet bis nach Lothra und Weisbach aus. Ihnen wird auch die Gründung des Zisterzienserklosters bei Saalburg zugeschrieben. Eingesetzte Ministeriale verwalteten das ihnen zugewiesene Gebiet von den bereits vorhandenen oder neu hinzugekommenen Burgen.
Viele mittlere und kleine Adelsgeschlechter standen der aufkommenden Ware-Geld-Beziehung relativ hilflos gegenüber, die dementsprechend für die zeitgleich entstehenden Raubritterzüge verantwortlich gemacht wird.
Für die Zerstörung der Wysburg könnten zwei Ursachen in Frage kommen: Zum einen könnte die Burg durch ein Landfriedensaufgebot geschleift worden sein, zum anderen könnte eine lokal begrenzte Fehde zur Zerstörung, möglicherweise mit dem Raubritterwesen als Vorwand, geführt haben. Nicht unerwähnt darf dabei bleiben, dass nur die großen Territorialgewalten (Wettiner) und Städte (beispielsweise Erfurt) Belagerungsmaschinen von der Größe besaßen mit denen die Wysburg zerstört wurde. Die Zerstörung der Burg wird zwischen 1320 und 1330 angenommen, ein genauer Zeitpunkt ist nicht nachweisbar.
Am 30. Mai 1320 wird die Burg erstmals als castrum Honwaldein einer Urkunde des Naumburger Schatzungsverzeichnisses zusammen mit der Walsburg (waldisberg)und der Wernburg (werrinberg) als Raubschloss erwähnt. Ein viel späterer Zeitpunkt der Zerstörung wird auch nicht angenommen, da 1355 die Herren von Poseck für Weisbach genannt werden, ohne sie gleichzeitig als Burgmannen auszuweisen.
Der Ort Weisbach wird erstmals 1347 genannt.
Die Wysburg war einst Sitz der Verwaltung und der Gerichtsbarkeit einer kleinen Grundherrschaft, zu der die Dörfer Weisbach, Thimmendorf, Drognitz, Lothra und Heinersdorf gehören. Nach dem Tode des letzten Burgmannes, Conrad Popo von Watzdorf, Ritter im Dienste des Vogtes Heinrich IV. von Gera, zog sich seine Witwe 1324 auf das durch Wall und Graben geschützte Burggut (purcgutum) in Weisbach zurück (in das sogenannte „Hauptmannszeug“). Um das heutige Gut sind die Spuren der ehemaligen Befestigung noch zu erkennen. Anscheinend war die Wysburg schon um 1324 unbewohnbar geworden.